Frequently Asked Questions

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Ich bekomme täglich viele Nachrichten mit Fragen zum Beruf des Piloten. Leider kann ich aufgrund der vielen Nachrichten inzwischen nicht mehr jede Nachricht individuell beantworten. Daher habe ich hier eine Liste mit FAQs zusammengestellt.

Allgemeine Fragen

1. Wie wird man Pilot?

Der Beruf des Piloten ist in Deutschland kein herkömmlicher Ausbildungsberuf. Die Lizenz für Verkehrsflugzeugführer ATPL erwirbt man vielmehr an einer privaten Flugschule und ist vergleichbar mit einem Führerschein. Nachdem man die Flugschule abgeschlossen hat, kann man sich bei den Airlines bewerben und mit der Musterspezifischen Ausbildung bei einer Airline fortfahren (siehe dazu die Fragen 6 Wie finde ich die passende Flugschule? und 11 Type Rating).

2. Muss ich gut in der Schule sein um Pilot zu werden?

Um es kurz zu fassen: man sollte nicht auf den Kopf gefallen sein, muss aber auch kein 1er Schüler sein. Bildung und Intelligenz sind zwei unterschiedliche Dinge. Schulnoten sagen nichts darüber aus, ob man ein guter Pilot wird oder nicht. Die Schule bereitet auch nicht wirklich auf den Beruf des Piloten vor. Natürlich sind solide Kenntnisse in Mathematik, Physik und vor allem Englisch eine Grundvoraussetzung. Hier reicht aber das Niveau der 9. Klasse des Gymnasiums vollkommen aus.

Als Pilot muss man jedoch viel mehr Fähigkeiten haben: räumliches Denken, Multitasking und eine hohe Belastbarkeit in Stresssituationen sind Grundfertigkeiten, die man zwar trainieren kann, aber was einem sicherlich nicht in der Schule beigebracht wird. Hier ist vor allem für die Vorbereitung eines Airlineassessments ein ausführliches Training mit spezieller Software von Vorteil.

Allerdings erwarten fast alle Airlines das man das Abitur mitbringt. Wenn die Noten nicht so gut sind ist das kein Hindernis, aber man muss dem Luftfahrtpsychologen garantiert gut und schlüssig erklären können, warum die Leistungen in der Schule so waren, wie sie auf dem Zeugnis stehen (das muss man als 1er Schüler übrigens auch - mehr dazu unter Frage 15 Airlineassessment).

3. Darf man als Pilot eine Brille tragen?

Grundsätzlich ja. Allerdings gibt es eine ganze Reihe an Einschränkungen wie zum Beispiel eine Rot-Grün-Schwäche, die aus naheliegenden Gründen die Flugtauglichkeit ausschließen können. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website der EASA im Part-MED.

4. Alles zur medizinischen Tauglichkeit

Die medizinische Tauglichkeit von Piloten wird vereinfacht gesagt in drei Klassen unterteilt: Klasse 1, Klasse 2 und LAPL. Für Verkehrs- und Berufspiloten ist die höchste Klasse 1 erforderlich. Wenn man diese das erste Mal erhalten möchte, muss man nicht nur einen Fliegerarzt (AME – Aeromedical Examiner), sondern ein Flugmedizinisches Zentrum (AeMC – Aeromedical Center) konsultieren. Hier füllt man einen ärztlichen Fragebogen aus und wird von Kopf bis Fuß untersucht (EKG, Blutdruck, kurze allgemeine neurologische Untersuchungen, Hörtest, Bluttest, Urinprobe (dabei wird auch ein Drogentest gemacht) und natürlich auch eine Augenfachärztliche Untersuchung.

Diese medizinische Tauglichkeit der Klasse 1 muss in jungen Jahren einmal pro Jahr wiederholt werden, wenn man etwas älter ist alle sechs Monate. Hier reicht es dann aber aus einen normalen Fliegerarzt (AME) aufzusuchen und die Untersuchung ist auch weniger umfangreich.

Mehr zu den Anforderungen für das Medical Klasse 1 finden sich auf der Website der EASA im Part-MED.

5. Wie alt muss man sein, um Pilot zu werden?

Zum Zeitpunkt der praktischen Prüfung muss ein Bewerber für eine Berufspilotenlizenz 18 Jahre alt sein. Für die Prüfung zur ATPL muss der Bewerber 21 Jahre alt sein. Mehr zum Unterschied zwischen ATPL und CPL unter Frage 10 Worin besteht der Unterschied zwischen ATPL und CPL?.

6. Wie finde ich die passende Flugschule?

Im Gegensatz zu staatlichen Universitäten, die mit den Studierenden in der Regel kein Geld verdienen sind Flugschulen privat und gewinnorientiert. Das sollte jeder angehende Flugschüler wissen bevor er z.B. Infoevents von Flugschulen besucht. Mir ist klar, dass viele die mit der Fliegerei noch nicht viel zu tun hatten am Anfang eine Rosarote Brille aufhaben, schließlich ist der Beruf des Piloten häufig ein Kindheitstraum.

Dennoch sollte jedem klar sein, dass viele Flugschulen ihr Produkt gut verkaufen können. Und ähnlich wie im Supermarkt, verstecken sich auch hier leider hin und wieder Mogelpackungen die sich am Ende als Fehlkauf herausstellen. So war es auch bei mir. Ich habe angefangen bei einer Flugschule in Paderborn, die Ausbildung dann aber bei einer anderen Flugschule abgeschlossen. Der anschließende Rechtsstreit mit der ersten Flugschule endete mit einem Vergleich, in dem ich in der Sache zwar Recht bekam, jedoch am Ende trotzdem Geld verloren habe.

Wie finde ich jetzt die richtige Flugschule für mich? Ich werde hier keine Flugschulen Empfehlen, aber ich kann jedem raten sich vorweg mit dem Thema ATPL-Ausbildung ausführlich zu beschäftigen. Die Infoevents der Flugschulen sind sicherlich eine gute Möglichkeit, um sich selbst einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Ausschlaggebend sollte am Ende weder der Standort, noch der Preis der Flugschule sein. Als seriös betrachte ich eigentlich nur die Flugschulen, die einem realistisch sagen, dass man nicht vorhersehen kann, wie der Markt für Piloten am Ende der Ausbildung aussieht und dass es eben keine Jobgarantie gibt. Flugschulen die einem sagen man werde garantiert bei einer angeblichen Partnerairline im Cockpit eines Airbus A320 landen und man sehe aufgrund der besonderen Persönlichkeit das hohe Potential, halte ich für unseriös.

7. Was kostet die Ausbildung zum Piloten?

Die Kosten für die Ausbildung sind in der Regel selbst zu tragen und variieren mitunter stark. Ich habe meine Ausbildung im Dezember 2018 Abgeschlossen und insgesamt ca. 65.000 € dafür bezahlt. Aufgrund der Inflation sind die Kosten in den vergangenen Jahren sicherlich um einiges gestiegen. Es gibt vereinzelt Flugschulen die einen besonders günstigen ATPL anbieten (z.B. über ein sogenanntes Stipendium). Hier sind oft Kosten nicht vollständig oder unrealistisch aufgelistet und man Bezahlt am Ende deutlich mehr als im Hochglanzflyer angegeben war. Stand Februar 2024 würde ich – ohne die Preise von Flugschulen aktuell verglichen zu haben – die Kosten für eine ATPL-Ausbildung an einer Flugschule auf rund 80.000 € schätzen.

8. Wie finanziert man die Ausbildung?

Viele nehmen für die Ausbildung einen Kredit auf. Diese sind meist recht teuer da im Gegensatz zu einem Autokredit kein Gegenwert als Sicherheit steht. Ich war in der glücklichen Situation neben meiner ATPL-Ausbildung im Homeoffice in Teilzeit arbeiten zu können und auch einiges an Eigenkapital mit in die Ausbildung zu bringen. Ich musste daher nur 20.000 € als Ausbildungskredit aufnehmen und konnte den Rest inklusive meiner Lebenshaltungskosten für etwa zwei Jahre selbst bezahlen.

Ein anderes Modell verfolgen einige Airlines. Hier ist es beispielsweise auch möglich die Ausbildung so vorfinanzieren zu lassen, dass man erst wenn man bei einer der Group Airlines fliegt die Ausbildung zurückbezahlt. Solche Konzepte ändern sich aber mit der Zeit auch, sodass es hier einer Einzelfallbetrachtung bedarf.

9. Gibt es für die Pilotenausbildung auch Stipendien?

In der Regel nein. Es gibt Flugschulen, die die Ausbildung mit einem Teilstipendium ermöglichen, jedoch sollte man auch hier ganz genau das Kleingedruckte lesen.

10. Worin besteht der Unterschied zwischen ATPL und CPL?

Nach Abschluss der Ausbildung an einer Flugschule erhält man die sogenannte Berufspilotenlizenz (CPL – Commercial Pilot License), genau genommen einen CPL(A) MEP IR mit MCC & ATPL theory credit. Mit dieser Lizenz ist man berechtigt, z.B. als Erster Offizier bei einer Airline gegen Bezahlung auf einem komplexen Verkehrsflugzeug wie z.B. einer Boeing B737 oder einem Airbus A320 zu fliegen.

Um als Kapitän im kommerziellen Flugbetrieb zu arbeiten, benötigt man die Airline Transport Pilot License, kurz ATPL. Diese erwirbt man für gewöhnlich mit dem Upgrade vom Ersten Offizier zum Kapitän bei einer Airline bei einem Simulatorcheck. Die genauen Anforderungen finden sich bei der EASA ab FCL.500.

Es ist vielleicht auf den ersten Blick etwas verwirrend: Flugschulen betiteln ihre Ausbildungskurse meist als ATPL-Kurs, aber am Ende erhält man „nur“ einen CPL. Das liegt einfach daran, dass man erst den CPL benötigt um als Erster Offizier zu fliegen und Erfahrungen zu sammeln. Dennoch erhält man bei den Flugschulen schon den vollen ATPL-Theorieunterricht und es wird in der CPL-Lizenz vermerkt, dass man den ATPL-Theoriekurs vollständig abgeschlossen hat.

11. Was ist ein Type Rating?

Die Commercial Pilot License und Airline Transport Pilot License berechtigen den Inhaber lediglich dazu, vereinfacht gesagt „gegen Geld“ zu fliegen. Da Flugzeugtypen aber komplexe technische Unterschiede aufweisen, gibt es für jeden größeren Flugzeugtyp eine Musterberechtigung, auf englisch Type Rating genannt. Diese Musterberechtigung wird nach der Prüfung in der Lizenz eingetragen. Hat man also beispielsweise eine Airbus A320 Musterberechtigung in der Lizenz, darf man alle Flugzeuge der A320 Familie (A318/A319/A320/A321) fliegen, nicht aber eine Boeing.

Die Musterberechtigung wird in der Regel erst erworben, wenn man bei einer Airline anfängt und viele Airlines bezahlen diese auch vollständig (die Kosten betragen je nach Flugzeugtyp zwischen 20.000 € und 50.000 €). Der Kurs besteht aus einem einwöchigen Theorieteil (inkl. Theorieprüfung) und mindestens acht Simulator Sessions zu je vier Stunden sowie einer praktischen Prüfung im Simulator.

12. Was ist ein Base Training?

Nachdem man das praktische Training im Simulator abgeschlossen hat, erfolgt noch das Landetraining (auf englisch Base Training). Hier fliegt man endlich das erste Mal ein richtiges Verkehrsflugzeug. Meistens ist man eine kleine Gruppe aus zwei bis sechs Trainees. Dazu kommen dann noch zwei erfahrene Ausbildungskapitäne, von denen einer auf dem linken Platz sitzt und der zweite auf dem Jump Seat im Cockpit. Dann fliegt man meistens zu einem Verkehrsflughafen, an dem nicht so viel Betrieb ist wie beispielsweise in Frankfurt oder München. In meinem Fall ging es nach Leipzig. Dort darf dann jeder Trainee von Hand 6 Platzrunden fliegen und ein Gefühl für das Verhalten des Flugzeuges bekommen.

13. Was ist Line Training?

Mit dem Line Training beginnt die Ausbildung auf der Linie. Man fliegt als Erster Offizier im normalen Linienbetrieb mit Passagieren (oder Fracht). Allerdings wird man von speziell geschulten Ausbildungskapitätnen begleitet die einem den Einstieg in die Airline Welt beibringen. Nach 40 bis 80 Flügen endet dann das Line Training mit einem Line Check.

14. Wie komme ich zu einer Airline?

Der Einstieg ins Airline Cockpit startet immer mit einem Auswahlverfahren. Dieses findet entweder schon vor der Flugschule statt (wenn man zu einer Flugschule einer Airline geht) oder im Anschluss an die Ausbildung. Die Auswahlverfahren sind je nach Airline meist etwas unterschiedlich, lassen sich aber in die folgenden Stufen unterteilen:

1. Grunduntersuchung (Computertests in Mathematik, Physik, Englisch, Multitasking)
2. Simulatorscreening (vor fliegen im Flugsimulator wobei die Anforderungen hier an die Erfahrung des Bewerbers angepasst werden)
3. Vorstellungsgespräch inkl. Luftfahrtpsychologischem Assessment und Gruppenspiel

Hat man alle drei Stufen bestanden (bei einigen Airlines werden zwei Auswahlstufen an einem Tag absolviert), bekommt man einen Vertrag und kann im Airline Cockpit Platz nehmen.

15. Wie bereite ich mich auf ein Airline Assessment vor?

Es gibt spezielle Seminare die einen auf das Airline Assessment vorbereiten. Diese reichen von Trainings für die Computertests, über Gruppenspiel-Trainings bis hin zu gespielten Interviews, um das Assessment zu simulieren. Diese Kurse kosten je nach Umfang zwischen 700,00 € und 2500,00 €. Ich habe keinen dieser Kurse besucht, sondern eine Trainingssoftware zum Üben der Computertests gekauft. Diese Software lag bei ca. 80,00 € und hat für mich vollkommen ausgereicht. Was ich allerdings jedem empfehlen kann, ist eine Simulator-Vorbereitung. Egal ob im FNPT in der Flugschule oder gar ein Full-Flight-Simulator. RAW Data fliegen muss man üben und Flugschulen wissen in der Regel auch, worauf es bei einem Simulator Screening ankommt. Diese Art der Vorbereitung ist zwar wirklich teuer, aber jeden Cent wert!

16. Wie sieht ein Dienstplan bei einer Airline aus?

Als Pilot hat man keine klassische fünf Tage Woche mit einem freien Wochenende. Es gibt Airlines die sogenannte Fixed-Pattern haben, also wo man beispielsweise sechs Tage arbeitet und dann drei oder vier Tage frei hat. Bei der Airline für die ich fliege gibt es das leider nicht und so ist es relativ zufällig zusammengestellt das ich mal ein paar Tage arbeite und dann wieder ein paar Tage frei habe. Es gibt jedoch immer einen festen Dienstplan der im Vormonat veröffentlicht wird und dann so auch abgearbeitet wird. Zudem kann ich pro Monat bis zu vier freie Tage anfragen, die mir nach Verfügbarkeit auch so eingeteilt werden. Ein Beispiel für einen Dienstplan zu der Zeit, als ich noch in Salzburg stationiert war, ist hier zu finden.

Persönliche Fragen

1. Wo bin ich stationiert?

Aktuell bin ich in Hamburg stationiert.

2. Wie alt war ich als ich Pilot geworden bin?

Mit 15 habe ich mit Segelfliegen angefangen, mit 20 die Ausbildung zum Verkehrspiloten und mit 23 saß ich dann das erste Mal im Cockpit einer Boeing B737-800.

3. Welches Muster fliege ich?

Aktuell fliege ich die Airbus A320 Family.

4. Was ist mein Lieblingsziel?

Fliegerisch ist Innsbruck der interessanteste Airport den ich angeflogen bin. Landschaftlich Korfu.

5. Wie familienfreundlich ist mein Beruf?

Das kommt aus meiner Sicht darauf an wo man wohnt und für welche Airline man sich entscheidet. Ich bin 3 Jahre lang von Norddeutschland nach Palma de Mallorca bzw. Salzburg gependelt. Langfristig gesehen ist das natürlich alles andere als Familienfreundlich. Wohnt man aber beispielsweise in Düsseldorf und findet eine Airline die einen dort auch stationiert, kann der Beruf des Piloten genauso familienfreundlich sein wie andere Berufe auch.

6. Zu guter Letzt: Boeing oder Airbus?

Ich bin beides geflogen (wenn auch die Boeing B737 nur kurz). Ich bevorzuge den Airbus.

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